2011-03-28

Anmerkungen zu den "sichersten Atomkraftwerken der Welt"

  1. Welche Belege gibt es für die Behauptung, die deutschen AKWs seien die "sichersten der Welt"? Falls die EU oder die G20 oder die IAEA die AKWs nun tatsächlich europa- oder weltweit überprüfen, gibt es dann einen öffentlich einsehbaren Benchmark?
  2. Tut es Atomkraftwerken eigentlich gut, mit soviel Redundanz (1 überdimensioniertes Kühlsystem und 4 Ersatzsysteme) ausgestattet zu sein? Bei den Autos kommt regelmäßig die Warnung, dass man die zusätzliche Sicherheit, die ABS, ESP und Kollegen schaffen, nicht für riskanteres Fahren ausnutzen soll. Verführt es nicht einen Atommanager, an der Wartung von Anlagen zu sparen, weil's ja noch zwei, drei andere Ersatzsysteme gibt?
  3. Wenn wir aus Japans Atomkatastrophe lernen wollen, dann wohl dass es Atommanager gibt, für die Sicherheit eben nicht an erster Stelle steht. Dass Gier, wie bei einer Bank, auch bei einem Atomkonzern, das gewöhnliche Gewinnstreben ins Extrem treibt.

Es sei noch auf den FAZ-Artikel hingewiesen, in dem Frank Schirrmacher den Atom-Sprachgebrauch auseinandernimmt.

2011-03-22

Mac OS X 10.6.7 auf Umwegen, mit alten Bekannten

Unser gutes altes MacBookPro (1,1) hat es beim Update-Versuch von Mac OS X 10.6.6 auf 10.6.7 beim Versuch belassen und kam nicht mehr über den grauen Startbildschirm hinaus. Nun gut, alles auf Anfang, 10.6.0 frisch von der DVD und dann der dicke Alles-in-Einem-Update-Pack hinterher. Dank gescheitem Installer sind alle Daten noch da und die Dock-Icons erholen sich auch eines nach dem anderen. Und — der für 10.6.6 von Hand gefixte W-LAN-Treiber scheint auf 10.6.7 besser zu funktionieren. Bisher hält ping mustergültig durch.

Und zur Belohnung gibt's jetzt noch den Firefox 4 hinterher.

[Update 1] Okay, definitiv zu früh gefreut. Nach dem ersten Standby ist das alte W-LAN-Problem wieder da. Mist, wo Apple doch Besserung im Wifi-Bereich versprochen hatte. Wie's aussieht, testen die mit den alten Macbooks nicht mehr. Mist.

[Update 2] Da simma wieda. Der "Hack" von tenortim aus dem Apple Support Forum mit dem Einspielen des Atheros-Treibers aus Mac OS X 10.6.4 lässt sich auch unter 10.6.7 in Betrieb nehmen. (Mein erster Eintrag dazu.) Wird die Zeit zeigen, ob es auch mit .7 dem W-Lan den Wackler austreibt.

Grau zu Weiß

Die Gesellschaft für Reaktorsicherheit schreibt weiterhin alles zusammen, was man über Fukushima erfahren kann. Da steht heute auch dieser Satz:

Tepco wertet die Farbveränderung des Rauches von grau zu weiß positiv.

Im Hochtechnologieland Japan. Die haben keine Ahnung, was in diesem AKW vor sich geht. Aber hey, weißer Rauch ist besser als grauer.

Wenn unsere Bundeskanzlerin ein Post-It hat, auf dem sie notiert, was man aus der japanischen Atom-Katastrophe lernen kann, sollte da inzwischen stehen:

2011-03-20

Kontext-Wochenzeitung für Stuttgart

In der Stuttgarter Zeitungslandschaft tut sich was. Eigentlich gibt es hier nur die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten, beide vom gleichen Verlag, beide Bestandteile des Medienkonglomerats mit dem klingenden Namen SWMH, das sich in der letzten Krise auch die Mehrheit am Süddeutschen Verlag (Süddeutsche Zeitung) einverleibt hat. Seit die StZ sich in in Sachen Stuttgart 21 in den Augen ihrer Leser zum Hofberichterstatter der Bahnhofsverbuddler gemacht hatte, musste sie harsche Kritik der "Wutleser" einstecken und hat zwischenzeitlich auch Besserung gelobt.

Nun aber macht sich ein Strauß Edelfedern daran, den Stuttgartern eine Alternative oder Ergänzung der veröffentlichten Meinung in Form einer Wochenzeitung im Netz zu bieten. Tatsächlich soll diese Zeitung zwar online sein, aber nur einmal die Woche – jeweils am Mittwoch – aktualisiert werden. Denn der Augenmerk soll nicht auf einer Berichterstattung nach dem Schema "Er hat gesagt …, sie hat gesagt …" liegen, sondern auf der Prüfung des Wahrheitsgehalts dieser Aussagen. Was ja mit deutlich geringerer Rotationsgeschwindigkeit möglich sein sollte, bzw. eine ruhigere Herangehensweise geradezu erfordert.

Dem geneigten Leser der taz sei noch die gute Nachricht überbracht, dass hinfort am Wochenende quasi eine Regionalausgabe für den Südwesten erscheint in Form einer Beilage mit ausgewählten Artikeln aus der Kontext. (Bisher hat die taz nur eine Berliner und eine Nord-Regionalausgabe.)

Am 6. April startet die Kontext und ich bin sehr gespannt darauf.

2011-03-18

Nicht in der Lage, diese Gefahr zu berücksichtigen

In diesem SpOn-Artikel finden sich einige Geständnisse eines Ingenieurs, die die Bezeichnung Hochtechnologieland Japan "ein bisschen" in Frage stellen, z.B.:

Der pensionierte Ingenieur betont die mangelnde Erfahrung, die die Japaner damals mit Atomtechnologie hatten. "Bei der Konstruktion von Reaktor 1 hatten wir keine Erfahrung. Wir wussten fast gar nichts. Wir wussten zwar, dass das Gebiet von Erdbeben und Tsunami bedroht ist - aber wir waren nicht in der Lage, diese Gefahr zu berücksichtigen", so Ogura. — Video zeigt massive Zerstörung in Fukushima I

Das kann Frau Bundeskanzlerin demnächst nur wenig angepasst in ihre Rechtfertigungsreden zum Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg übernehmen:

"Wir wussten zwar, dass es Atomkraft gibt – aber wir waren nicht in der Lage, diese Gefahr zu berücksichtigen."

2011-03-13

M. Spreng über die schwarz-gelbe Atompolitik

Der Super-GAU in Japan wird auch zum GAU für die deutsche Atompolitik werden und die politischen Kräfte, die sie tragen. Das hat auch die Kanzlerin gemerkt. Deshalb der rasche “Krisengipfel” im Kanzleramt. Ihr geht es jetzt darum, den Menschen das Gefühl zu geben, dass die Politik senbsibel und schnell reagiert und handelt. Betonung auf “das Gefühl zu geben”. Jetzt ist wieder die hohe Zeit der So-zu-tun-Politik: so zu tun, als würde man etwas tun. — Die So-zu-tun-Politik

2011-03-12

EnBW als Poison Pill für Grüne Landesregierung

Was bisher geschah

In Japan geht gerade ein Atomkraftwerk hoch. Und in Deutschland wird in zwei Wochen in einem Bundesland (Baden-Württemberg) gewählt, in dem es zwei marode alte Atomkraftwerke gibt.

Die Bundesregierung hat im Alleingang den Atomausstieg aufgekündigt. Dagegen klagen einige Bundesländer, weil sie der Meinung sind, an einer Entscheidung solcher Tragweite beteiligt werden zu müssen.

Baden-Württemberg hat Ende letzten Jahres noch schnell ein großes Aktienpaket an der EnBW gekauft, die die beiden maroden alten AKWs betreibt. Das Aktienpaket hat knappe 5 Milliarden € gekostet, die Übernahme wurde durch die Landesregierung ohne Beteiligung des Parlaments durchgezogen und den Bürgern als "Schnäppchen" verkauft. Dass sich der Deal mit den bisherigen Miteigentümern (EdF, dem französischen Stromriesen) zum Teil über Dividenden refinanzieren soll, war zumindest stillschweigend einkalkuliert.

Die Giftpille

Wenn in der freien Wirtschaft ein Unternehmen A ein anderes Unternehmen B übernehmen will, B aber nicht übernommen werden will, spricht man von einer feindlichen Übernahme. Das Unternehmen B hat nur wenige Mittel, sich effektiv gegen die Übernahme zu wehren, aber eines der Mittel nennt sich im Englischen Poison Pill, auf deutsch Giftpille. Es bedeutet, dass sich Unternehmen B unattraktiv macht, um der Übernahme zu entgehen. Zum Beispiel indem es große Verpflichtungen gegenüber einem Dritten eingeht, so dass A bei der Übernahme in diese Verpflichtung eintreten muss.

Staat bezahlt für Atomauflagen selbst

In Baden-Württemberg ist die CDU-Landesregierung das Unternehmen B, das sich gegen eine Übernahme durch eine rot-grünes/grün-rotes Unternehmen A wehrt. Und man könnte sagen, dass der Aufkauf der EnBW eine Poison Pill darstellt. Eine Regierung unter grüner Beteiligung wäre Hauptaktionär an einem der vier großen deutschen Stromkonzerne und AKW-Betreiber. Jeder Versuch, an der Atom-Regulierung zu drehen, hätte automatisch auch Konsequenzen für den Haushalt.

Wenn die Grünen z.B. für die maroden alten AKWs teure Nachrüstungen verordnen, wird EnBW das natürlich tun, aber im Gegenzug die Dividendenausschüttungen reduzieren und damit dem baden-württembergischen Staatshaushalt Mittel entziehen, die fest eingeplant sind, um genau für diesen EnBW-Deal Zinsen zu bezahlen. Und auch bei einem Verkauf von EnBW würde ein Käufer den verordneten Nachrüstungsaufwand natürlich vom Kaufpreis abziehen. Wie man's auch dreht, finanziell kann EnBW für eine grüne Landesregierung nur ein Verlust sein.